10 Anwendungsfelder von medizinischem Cannabis

Hanf gilt als eine der ältesten medizinisch genutzten Kulturpflanzen der Menschheit. Nachweislich sind die psychoaktiven und schmerzlindernden Effekte des Cannabis seit der Antike bekannt. Medizinische Präparate mit Cannabis-Gehalt wurden bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei Schmerzsyndromen, Epilepsie oder Migräne verordnet. 

Dann aber kam einer der Inhaltsstoffe als Rauschdroge in Verruf: das psychoaktiv wirkende Tetrahydrocannabinol (THC). Dieses unterliegt bis heute dem Betäubungsmittelgesetz.

Warum wirken Cannabis-Präparate medizinisch?

Inzwischen wurde ein medizinisch wirksamer Inhaltsstoff in der Hanfpflanze legalisiert: Cannabidiol, kurz CBD. Der Restgehalt an THC in sämtlichen rezeptfrei erhältlichen CBD-Produkten darf gesetzliche Vorgaben nicht überschreiten. Medizinische Produkte mit einem höheren THC-Gehalt sind jedoch als verschreibungspflichtige Medikamente erhältlich. 

Tatsächlich sind viele weitere Inhaltsstoffe mit möglichen medizinischen Nutzen im Hanf enthalten. Diese Cannabonoide wirken synergistisch: Sie verstärken und unterstützen sich gegenseitig in der Wirkung. Naturheilkundler wissen seit Langem, dass es verschiedene Behandlungsoptionen für Cannabis-Produkte gibt. 

Cannabis-Präparate haben sich als effektiv in der Schmerzbehandlung, bei Entzündungen, bei bestimmten Krebsarten oder gegen Nebenwirkungen einer Chemotherapie erwiesen. Es lohnt sich also der Blick auf die Felder, in denen medizinisches Cannabis Erfolge vorzuweisen hat. Dies gilt insbesondere, weil der Mensch ideale Voraussetzungen für die Aufnahme von Cannabis-Präparaten mitbringt. Alle Säugetiere besitzen nämlich ein körpereigenes Cannabinoid-System. 

Einerseits kann der Organismus des Menschen deswegen selbst geringe Mengen Cannabinoide herstellen. Diese nutz er für verschiedene Prozesssteuerungen. Andererseits finden sich im Körper aller Säugetiere zahlreiche Rezeptoren für Cannabinoide. Dank dieser Voraussetzungen wirken Cannabis-Präparate oft besser als herkömmliche Medikamente. Sie sind außerdem wesentlich schonender und haben kaum Nebenwirkungen. Die angestrebte Legalisierung von Cannabis ist auch vor diesem Hintergrund zu sehen.

Therapeutische Vorteile von medizinischem Cannabis

Das Endocannabinoid-System mit seinen breit verteilten Rezeptoren begünstig die medizinische Verwendung von Cannabis. Daraus ergeben sich erstaunlich viele Behandlungsoptionen. Einige sind bereits besser erforscht. Vorteil Nummer zwei ist, dass im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten kaum Nebenwirkungen eintreten. Die Wirkung von Cannabis tritt außerdem schneller ein als üblich. Folgende therapeutische Maßnahmen sind effektiv:

1. Nebenwirkungen der Chemotherapie

Medizinische Hanf-Medikamente, die gegen die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zum Einsatz kommen, beruhen auf zwei Wirkstoffen: Tetra­hydro­cannabinol (THC) sowie Cannabidiol (CBD). Das THC ist bekanntlich psychoaktiv. Es wirkt berauschend und entspannend. 

Da die hochtoxischen Chemotherapeutika häufig zu starker Übelkeit und Erbrechen führen, wird Cannabis bei Krebspatienten in diesem Zusammenhang erfolgreich eingesetzt. Die wegen des THC-Gehalts verschreibungspflichtigen Cannabis-Medikamente lindern die Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Die damit einhergehende Appetitlosigkeit wird ebenfalls abgemildert. 

2. Schmerztherapeutische Anwendung

Derzeit werden Cannabis-Medikamente meistens als schmerztherapeutische Medikamente genutzt. Sie dienen oft zur nebenwirkungsarmen Begleitbehandlung von schmerzhaften Erkrankungen wie Krebs oder Arthritis. Das Spektrum der enthaltenen medizinischen Pflanzenstoffe in solchen Medikamenten ist so breit, dass die enthaltenen Cannabinoide sich gegenseitig in der Wirkung verstärken. 

Die Cannabis-Präparate werden oral bzw. sublingual eingenommen oder inhaliert. Sie gelangen schnell ins Blut und wirken schneller als viele Medikamente. Zwar werden die Schmerzen nicht in erheblichem Umfang gelindert, aber sie machen den Betroffenen weniger aus. 

3. Chronische Schmerzsyndrome 

Ein spezielles Feld sind chronische Erkrankungen, die mit Schmerzsyndromen einhergehen. Da herkömmliche Schmerzmittel oft nicht effektiv genug sind und zudem teils erhebliche Nebenwirkungen haben, können Cannabis-Präparate als Begleitbehandlung eingesetzt werden. Die Lebensqualität kann dadurch verbessert werden. 

Die Schmerzen werden abgemildert. Die Beweglichkeit wird verbessert, Entzündungsprozesse werden gehemmt. Die Einnahme von Medikamenten auf Cannabis-Basis zeitigt weniger Nebenwirkungen. Zudem können die verordneten Opiate oft niedriger dosiert werden. Dadurch fallen auch deren Nebenwirkungen weniger gravierend aus.

4. Multiple Sklerose 

Die Autoimmun­erkran­kung Multiple Sklerose verursacht schwere Störungen im zentralen Nerven­system. Die Betroffenen leiden unter schubartigen Lähmungs­er­schein­ungen. Sie erleben Bewegungs-Beeinträchtigungen und Koordinationsprobleme. Sie haben Schmerzen und können auch auf der Sinnesebene Einschränkungen erleiden. 

MS ist bisher nicht heilbar. Das bedeutet für die Betroffenen oft jahrelanges Leiden. Die Lebensqualität der Betroffenen kann mit Cannabis verbessert werden. Cannabis-Medikamente wirken schmerzlindern, entzündungshemmend und entspannend. Sie lindern Spastiken und Krämpfe effektiv. Die Behandlung mit Cannabis ist bei MS meist als Begleitbehandlung erfolgreich. Es kommt in der Regel nicht zu Wechselwirkungen mit den verordneten konventionellen Medikamenten..

5. Begleiterscheinungen des Tourette-Syndroms

Das Tourette-Syndrom ist ein neuropsychiatrisches Leiden, das zu allerlei unwillkürlichen Tics, Geräuschen und Bewegungen führt. Der Patient hat keinen Einfluss auf die Bewegungen, Laute oder Worte, die er absondert. Die Betroffenen erleben oft eine Symptomlinderung durch die Einnahme von medizinischen Cannabis-Medikamenten. Sie berichten über eine verbesserte Lebensqualität. 

Die Schlafqualität verbessert sich, die Betroffene sind entspannter. Sie haben wieder mehr Appetit. Da auch die Psyche durch die Tourette-Symptome belastet wird, sorgt das medizinische Cannabis für eine entspanntere Haltung zum eigenen Leiden. Das bedeutet auch eine Entlastung der Angehörigen von Tourette-Betroffenen.

6. Reizdarm-Syndrom

Menschen, die von einem Reizdarmsyndrom betroffen sind, leiden neben diversen Beschwerden auch unter einer verminderten Lebensqualität. Der gereizte Darm mit seinen Durchfällen, häufiger Übelkeit, quälenden Bauchschmerzen, dem Völlegefühl und den schmerzhaften Blähungen dominiert den Tag. Die medizinische Cannabinoide im Hanf lindern auch solche Beschwerden. 

Neben den Cannabinoiden, die für eine breite Beschwerdelinderung sorgen, sind in den medizinische Hanfpräparaten auch Terpene, Vitamine und Mineralstoffe, Flavonoide, Polyphenole, Ballaststoffe oder Fettsäuren enthalten. Deren detaillierte Mitwirkung ist noch nicht restlos entschlüsselt. 

Fakt ist aber, dass Inhaltsstoffe aus pflanzlichen Präparaten in ihrem natürlichen Verbund vom Organismus besser verwertet werden können. 

7. Schlafstörungen 

Gesunder Schlaf ist wichtig für gute Immunfunktionen, ein stabiles Nervensystem und ausreichende Regeneration vom Stress. Doch Schlafstörungen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Abhilfe schaffen bei leichteren Schlafstörungen pflanzliche Präparate auf Basis von Melisse, Baldrian oder Hopfen. Diese Substanzen können jedoch bei schwereren Schlafstörungen nicht ausreichend gut wirken. 

Die Einnahme von medizinischem Cannabis könnte eine Problemlösung darstellen. Medizinisches Cannabis kann als Begleitbehandlung bei Stresserkrankungen, bei Burn-out, bei Angstpatienten oder bei posttraumatischen Belastungsstörungen eine lindernde Wirkung haben. CBD und THC sorgen für tiefe Entspannung. Sie sorgen für besseren und tieferen Schlaf und unterstützen somit die Regeneration.

8. ADHS-Syndrom

Ob tatsächlich alle Diagnosen einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung gerechtfertigt sind, ist fraglich. Es handelt sich zum Teil vermutlich um hochsensitive oder empathische Kinder. Entsprechende Tests sind jedoch kein diagnostischer Standard. 

Die echten und vermeintlichen ADHS-Betroffenen werden traditionell mit Ritalin behandelt. Für die ADHS-Betroffenen ist ihr Zustand ebenso belastend wie für das Umfeld. Doch statt Ritalin einzunehmen, könnte auch medizinisches Cannabis eine gute Wirkung erzielen. Forscher untersuchen derzeit, welche Effekte Cannabis speziell bei ADHS-Betroffenen haben könnte. 

Die derzeitige Haltung ist, dass Cannabis-haltige Präparate bei ADHS verordnet werden dürfen, wenn andere Therapien gescheitert sind oder der Zustand der Betroffenen so gravierend ist, dass Cannabis als ergänzende Begleitbehandlung Sinn macht. 

9. Zwangsstörungen 

Die von einer Zwangsstörung betroffenen Personen leiden an Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen. Studien wiesen nach, dass Zwangsstörungen durch Einflussnahmen auf das menschliche Endocannabinoid-System beeinflusst werden können. Die Mitwirkung des Endocannabinoid-Systems auf Zwangsstörungen war 2019 beispielsweise Thema einer Übersichts-Studie der „Columbia University“. 

Bei studienbezogenen Tests zeigte die Behandlung mit Dronabinol (THC) bei zwei Test-Patienten mit Therapie-refraktärer Zwangsstörung gute Ergebnisse. Andere Studien legten nahe, dass eine Kombination aus Nabilon – einem synthetischen Cannabinoid – und einer Psychotherapie deutlich effektiver war als nur eine psychotherapeutische Behandlung.

10. Appetitmangel und/oder Gewichtsverlust

Krebspatienten, Magersüchtige, Menschen mit Essstörungen oder anderen Erkrankungen leiden oft unter Appetitverlust. Anhaltender Appetitverlust führt zu erheblichen Gewichtsverlusten. Gesteuert wird der Appetit von speziellen Nervenzellen im Zwischenhirn. Cannabinoide können direkt an den Hunger-Rezeptoren im Organismus andocken. 

Zudem können Cannabinoide den Geruchssinn beeinflussen. Das zieht gesteigerten Appetit und Heißhunger nach sich. Die Nervenzellen im Zwischenhirn senden unter dem Einfluss medizinischer Cannabis-Präparate appetitanregende Signale aus. Diesen Effekt kann zur Behandlung von Appetitstörungen oder Gewichtsverlusten gezielt eingesetzt werden.

Auch AIDS-Patienten profitieren von der Gabe solcher Präparate. Die Cannabis-Medikamente verhindern eine zu starke Abmagerung der Betroffenen. Zudem lindern sie die Schmerzen etwas. 

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